COVID19 zeigt die Grenzen der modernen Rechnungslegungssysteme auf
Je höher der Standard eines Rechnungslegungssystems um so weniger besteht die Möglichkeit Reserven für schlechte Zeiten zu bilden. Während Corona wären verschiedene Unternehmen froh gewesen, sie hätten von Reserven zehren können.
Moderne Rechnungslegungssysteme gehen von der True and fair View aus. Veröffentlichungen sollen demnach eine eindeutige Sicht auf den aktuellen Zustand der Firma werfen und nur von der vergangenen Periode alimentiert werden. Verbunden mit spekulativem Verhalten an Börsen, wo zukünftige Entwicklungen bereits vorweggenommen werden, kann dies bei einer Krise fatale Folgen haben. Wir hatten das Glück, dass Corona nicht ganze Märkte oder Volkswirtschaften in Nöte brachte. In diesem Fall, und mit fehlenden Reserven, wäre mit verheerenden Folgen zu rechnen gewesen.
Die Natur macht es uns vor. In guten Zeiten werden Reserven angelegt um die schlechten Zeiten zu überstehen. Dieses Prinzip hat sich über Jahrtausende bewährt. Inhaber von kleinen und mittleren Firmen beherzigen diesen Grundsatz. In guten Zeiten geben sie nicht alles wieder aus, in Form von Dividenden oder Ähnlichem. In schlechten Zeiten sind sie auch mit Kündigungen zurückhaltender, weil das Wissen ihrer Mitarbeiter gefragt ist, wenn die guten Zeiten wieder kommen.
Ich finde Reservebildung, um zukünftige Engpässe zu überbrücken, legitim und notwendig. Dies kann sicher auch in hoch entwickelte Rechnungslegungssysteme eingebaut werden. Bei einer sauberen Deklaration in Bilanz und Erfolgsrechnung geht auch der Grundsatz der True and fair View nicht verloren. Einzig die Ausschüttungen in Form von Dividende fällt tiefer aus. Das ist der Preis um eine langfristige Grundhaltung zu unterstützen. Weniger Gier führt zu weniger Volatilität und das ist für einen Grossteil der Menschheit ein erstrebenswerter Zustand.
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